Der 17. Spargellauf zieht in Deinste die Massen an
06.06.23 – Volksfeststimmung herrscht am Freitagabend auf dem Spargelhof Werner in Deinste. Fast 1000 Menschen laufen beim Spargellauf. Dabei sind ehemalige Europameister und Hobbyläufer. Die fünf Sieger brauchen vor allem eines. Große Gefriertruhen.
Werner Radicke aus Stade startet als Zweiter seines Teams. Die Fünfergruppe hat sich den Namen Pool Pony gegeben, inspiriert von den Poolnudeln mit Pferdekopf. Radicke hat 93 Puls, als er auf dem Kopfsteinpflaster auf seinen Kollegen wartet. Das zeigt ihm seine Uhr. Radicke ist aufgeregt. Er hüpft ein wenig, dehnt sich. Dabei hat der 74-Jährige in seiner sportlichen Karriere ganz andere Sachen erlebt.
Ex-Europameister im Triathlon auf der Strecke
Mit Mitte 70 ist Radicke einer der ältesten Läufer beim Spargellauf. Vor 13 Jahren gewann er in Frankfurt die Triathlon-Europameisterschaft in seiner Altersklasse und qualifizierte sich für den Iron Man auf Hawaii. Dort wurde er Vierter. „Seitdem laufe ich nur noch aus Spaß und für die Gesundheit“, sagt Radicke. Da passt der Spargellauf ins Bild. „Eigentlich wollte ich als Erster starten“, ruft Radicke, bevor er von seinem Kollegen den Staffelstab in die Hände gedrückt bekommt. Dann hätte er früher ein Bier trinken können. Radicke lacht. Und läuft.
185 der weit mehr als 200 Startplätze sind weg. Fünf Läufer starten pro Team. 925 Menschen starten also beim Spargellauf. Jeder Läufer läuft eine 5,5 Kilometer lange Runde durch die Deinster Feldmark und das Dorf. Der Spargel dient als Staffelstab. So war es schon immer in Deinste. Heute feiern die Organisatoren und Sponsoren die 17. Auflage der Kultveranstaltung. Neben Gastgeber Werner sind das der VfL Stade, die AOK, Mohr in Dollern, die Volksbank und das TAGEBLATT als Medienpartner.
Werner ordert 1400 Bratwürste
Auf dem Spargelhof Werner in Deinste herrscht Volksfeststimmung. Die Kinder springen auf der Hüpfburg. Die Erwachsenen trinken Erdbeersecco, Bier und Caipirinha. Auf den Pfannen braten die Köche grünen und weißen Spargel, angemacht mit Walnussöl, serviert mit Parmesan und Brot. 75 Kilogramm Nackenfleisch, 1400 Bratwürste, 150 Kilo Spargel, 10 Kilo Popcorn und 1100 Liter Bier haben die Veranstalter geordert.
Das Ambiente ist einer der Hauptgründe, warum jedes Jahr so viele Menschen in Deinste starten. Sven Lauks aus Drochtersen ist zum ersten Mal dabei. „Das ist wie ein Volksfest. Das ist krass“, sagt er. Lauks ist mit dem Team des Stader Recyclinghofes unterwegs. Sein Arbeitgeber, erzählt Lauks, unterstütze den Sport. Silke Ritscher aus Buxtehude ist zum dritten Mal dabei. Volksfeststimmung, eine sehr gute Organisation und die Tatsache, dass sie viele Bekannte treffe, machten den Spargellauf aus. Silke Ritscher tritt für das Team Svenja an, benannt nach Svenja Garlof, die in Buxtehude eine Laufschule betreibt. Silke Ritscher will ihrer Lehrerin zeigen, dass sie gut trainiert hat. 5,5 Kilometer in 25 Minuten. Sie will Spaß haben und ist durchaus ambitioniert.
Die, die gerade nicht laufen, säumen die Strecke im Start- und Zielbereich. Sie stehen Spalier für die, die gerade durchstarten oder ihren Staffelstart weitergeben. Die Menschen applaudieren, johlen, feiern. Das ist typisch für das sportliche Spektakel in Deinste.
Fischer-Mohr-Team läuft am schnellsten
Nach einer Stunde und 38 Minuten kommt mit dem Fischer-Mohr-Team die erste Staffel ins Ziel. Aber am Ende gewinnt nicht das schnellste Team den Hauptpreis, sondern das, das am meisten Glück hat. Aus dem Lostopf zieht die Deinster Spargelkönigin die Siegermannschaft, die später in Spargel, Kartoffeln, Schinken und Erdbeeren aufgewogen wird. Andreas Heydasch aus Stade und sein Team gewannen im vergangenen Jahr gut 300 Kilo verschiedenster Leckereien. Heydasch erzählt, dass er drei Mal selbst Spargel aß. Den Rest verschenkte er an seine Nachbarn in Stade-Riensförde. Einer seiner damaligen Mitstreiter soll erst vor einigen Wochen das letzte Kilo Spargel aus der Tiefkühltruhe geholt haben. So lange hielt der immense Vorrat. Diesmal sichern sich die vier Läuferinnen und der Läufer vom Team Planlos aus Horneburg Spargel und Kartoffeln satt.
Quelle: Tageblatt
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