Judoka feiern sich und ihren Trainer

29.10.18 – Die Judo-Abteilung des VfL Stade existiert seit 50 Jahren. 43 Jahre davon hat der heute 59-jährige Egon Krien als Judoka und Trainer miterlebt. Jetzt wollen ihm seine Schützlinge zum Jubiläum ein Denkmal setzen. Krien schmeckt das gar nicht.

Von Daniel Berlin und Stina Hilck

Henrike Schubert und ein paar andere Judoka haben Egon Krien ohne dessen Wissen in der Kategorie „Besonderes Engagement“ als Judo-Trainer des Jahres beim niedersächsischen Verband vorgeschlagen. Er soll den Preis für sein Lebenswerk erhalten. In die engere Auswahl von fünf Kandidaten schaffte es Krien. Hätte Krien früher von den Plänen seiner Schützlinge erfahren, hätte er versucht, sie zu durchkreuzen.

1975 schloss sich Egon Krien der Judo-Sparte des VfL Stade an. Damals war er 15 Jahre alt. Zwei Jungs haben ihn mit zum Training genommen. Krien fand es gut. Seine Kumpels sind längst nicht mehr dabei. Er fuhr mit dem Moped aus dem Ritscher Moor bis zum Training nach Stade. 1980 wurde Egon Krien Trainer, Ende der 1980er-Jahre Cheftrainer. Er betreut Judoka aller Altersstufen und mit den verschiedensten Graduierungen, er rief eine Mini-Gruppe ins Leben. Die Kinder sind zwischen fünf und sieben Jahren alt.

Er coacht die Frauenmannschaft in der Zweiten Bundesliga und die Männer in der Regionalliga. Als Trainer arbeitet er zusätzlich für den MTV Freiburg. Mindestens zwölf Stunden steht er in normalen Trainingswochen an den Matten. Wenn Turniere, Meisterschaften oder Gürtelprüfungen anstehen sogar noch mehr.

„Du musst Gas geben“, sagt Egon Krien. Urlaub und Schicht koordiniert er mit dem Training. Wenn Meisterschaften anstehen, steht er natürlich am Mattenrand. Die Einstellung zum Sport sei schwer vermittelbar, wenn er selbst nicht hundert Prozent gibt. Diese Philosophie gab Krien längst an die meisten seiner Schützlinge weiter. Die Judo-Abteilung ist eine Familie geworden. Als Krien und Co vor einigen Wochen zusammensaßen, um die Einladungen für die Jubiläumsfeier vorzubereiten, sind 350 Adressen zusammengekommen. Die meisten haben zugesagt.


Erfolgreiche VfL-Judoka im Jahr 2015: Milan Obecny, Leon Obecny, Rebecca Redlich, Richard Redlich, Lukas Langfeldt, Klara Skiera, Lisa Retkowsky (von links) und im blauen Anzug Kimberly Böttcher.

„Das Team steht im Mittelpunkt“, sagt Egon Krien. Die großen und die kleinen Räder müssen funktionieren. Krien hat Übungsleiter ausgebildet in den vergangenen Jahren. In allen Altersstufen sind gute Leute am Start. So fällt die Trainingsqualität nie ab. Kriens Mitstreiter sagen, ihr Cheftrainer schaffe es immer wieder, junge Judoka bis ins Erwachsenenalter an den Verein zu binden, Eltern bekämen Aufgaben, alle sind irgendwie involviert, selbst wenn es nur der Fahrdienst ist. „Viele gehen irgendwann studieren. Aber sie verlassen uns nicht“, sagt Krien. Sie identifizierten sich mit dem System, in dem für Selbstdarsteller kein Platz ist. Eine der besten Judoka, die der VfL je hatte, Klara Skiera, fuhr einst mit dem Bus fast täglich aus dem entferntesten Winkel in Nordkehdingen nach Stade zum Training und spät abends mit dem Sammeltaxi zurück. „Das ist Motivation“, sagt Egon Krien.

Der Mann hat Menschenkenntnis. Ob ein Kind in der Schule oder zu Hause Stress hatte, sieht er, wenn es zum Training kommt. Krien kann Gesichter lesen. Er holt die Kinder da ab, wo sie emotional gerade stehen. Er lobt, er kritisiert, er motiviert, er redet die Kämpfer stark. Judo hat eine deutliche Sprache. Das mag Krien. Das kommt ihm entgegen. Er ist gerne direkt und gerne ehrlich. Er bringt die Dinge auf den Punkt. Der 59-Jährige sieht die Kinder groß werden. Er sieht, dass aus ihnen Persönlichkeiten werden. Auch daraus zieht Krien seine Motivation. „Ich habe gern Erfolg. Aber der Erfolg ist nicht das Maß aller Dinge“, sagt er.

Die Wahl zum Trainer des Jahres

Auf der Internetseite des Niedersächsischen Judo-Verbandes geht es zur Abstimmung zum Trainer des Jahres. In der Kategorie „Besonderes Engagement“ steht Egon Krien zur Wahl. Abstimmung unter www.judobund.de/aktuelles/trainer-des-jahres-2018

Das Programm zum Jubiläum

Bei der Jubiläumsfeier der Judo-Abteilung des VfL Stade am 3. und 4. November wird ein sportliches Programm veranstaltet.

Ein Training am Sonnabend leiten die WM-Starter Amelie und Theresa Stoll, am Sonntag gibt es eine Einheit mit WM-Starterin Luise Malzahn. Luise Malzahn gewann mehrmals die Deutsche Meisterschaft, wurde Vize-Europameisterin 2015 und Fünfte bei den Olympischen Spielen 2016. Amelie Stoll erreichte bei der Deutschen Meisterschaft 2017 und 2018 jeweils den 2. Platz.

Theresa Stoll wurde mehrmals Deutsche Meisterin und erreichte Rang 5 bei den Weltmeisterschaften 2018. Der VfL plant mit den erfolgreichen Judoka außerdem Gesprächsrunden.

Eine Jubiläumsshow zeigt der VfL am Sonnabend, 10. November, ab 14 Uhr in der Sporthalle „Schulzentrum Hohenwedel“, Am Hohen Felde 40, in Stade. Judoka aller Altersklassen präsentieren Techniken und spektakuläre Würfe. www.judoka-stade.de

Die Geschichte der Judo-Abteilung

Durch einen Zufall hat der VfL Stade den Wunsch einer Judo-Abteilung verwirklichen können. Bis 1968 scheiterte die Aufnahme dieser Sportart an einem fehlenden Übungsleiter. Doch dann stand Gebhard Schmidt zur Verfügung. Er leitete vorher die Judo- Abteilung in Langwedel und besitzt selber den Braunen Gürtel. Einstimmig beschloss der Vorstand des VfL die Gründung der Abteilung. Am 28. Oktober 1968 wurde mit dem Übungsbetrieb begonnen, und es sollte erstmals bei der Sportschau des VfL Stade am 20. November 1968 eine Judo- Vorführung gezeigt werden.

Der Trainingsbetrieb wurde ständig erweitert und bietet vor allem auch für Kinder die Möglichkeit, in die Sportart hineinzuschnuppern. Cheftrainer Egon Krien sorgte dafür, dass kontinuierlich Übungshelfer und Trainer ausgebildet wurden. Außerdem motivierte er viele Judokas zur Kampfrichterausbildung.

Die erfolgreichsten Athleten in 50 Jahren

  • Annekatrin Bretzke 2. Platz Deutsche Meisterschaft B-Jugend 1993.
  • Jennifer Sabel 3. Platz Deutsche Meisterschaft B- Jugend 1994.
  • Lesja Bilitchenko 1. Platz Norddeutsche Meisterschaft U14 1998.
  • Annika Alpers 1. Platz Norddeutsche Meisterschaft U15 1999 und 3. Platz Deutsche Polizei Meisterschaft 2012.
  • Kerstin Erftenbeck 2. Platz Norddeutsche Meisterschaft U15 1999.
  • Matthias Theuser 3. Platz Norddeutsche Meisterschaft U15 2000.
  • Anna Schütt 3. Platz Norddeutsche Meisterschaft 2003, 5. Platz Deutsche Polizei Meisterschaft 2012, 2. Platz Deutsche Polizei Meisterschaft 2013 sowie Auszeichnung von der Stadt Stade zur Sportlerin des Jahres und 3. Platz der Deutschen Hochschulmeisterschaft 2013.
  • Erik Jankowski 3. Platz Norddeutsche Meisterschaft U14 2003.
  • Henrike Steffens 1. Platz Norddeutsche Meisterschaft U20 2002, 5. Platz Norddeutsche Meisterschaft Senioren 2002, Auszeichnung zur Sportlerin des Jahres 2002, 3. Platz Deutsche Hochschulmeisterschaft 2004, 2. Platz Deutsche Hochschulmeisterschaft 2005 und 2. Platz Deutsche Hochschulmeisterschaft 2007.
  • Svenja Gehrmann 1. Platz Norddeutsche Meisterschaft U14 2005.
  • Lia Dienst 3. Platz Norddeutsche Meisterschaft U14 2008.
  • Inga von Ahnen 2. Platz Norddeutsche Meisterschaft U20 2008 und Auszeichnung zur Sportlerin des Jahres 2008.
  • Krista Mortensen 3. Platz Norddeutsche Meisterschaft U15 2009.
  • Beke von Ahnen 3.Platz Norddeutsche Meisterschaft U17 2010, 9. Platz Deutsche Meisterschaft U17 2010 und Auszeichnung zur Sportlerin des Jahres 2010.
  • Klara Skiera 1. Platz Norddeutsche Meisterschaft U14 2011, Platz 5 Norddeutsche Meisterschaft U17 und Platz 2 Norddeutsche Meisterschaft U20 2015 sowie Auszeichnung zur Sportlerin des Jahres 2015.
  • Tim Longeru 3. Platz Norddeutsche Meisterschaft U15 2013. Lukas Langfelds 3. Platz Norddeutsche Meisterschaft U15 2014.
  • Kimberly Böttcher 1. Platz Norddeutsche Meisterschaft U15 2015 sowie Auszeichnung zur Sportlerin des Jahren 2015.
  • Hanns David Claren 5. Platz Deutsche Meisterschaft Senioren 2018.
  • Mika Alan 2. Platz Norddeutsche Meisterschaft U15 2018.
  • 2001 wurde die 1. Damenmannschaft gegründet. Sie kämpft seit 2008 in der 2. Bundesliga. Dort erreichte sie 2013 Platz 2, 2016 Platz 3 und 2018 ebenfalls Platz 3.
  • Seit 2018 startet eine 2. Damenmannschaft in der Landesliga. Sie belegte in der ersten Saison Platz 4.
  • Die Mädchenmannschaft der U17 gewann 2006 die Landesmeisterschaft und die Norddeutsche Meisterschaft.
  • 2014 erkämpfte sich die 1. Herrenmannschaft den Titel des Niedersachsenmeisters und stieg 2015 in die Regionalliga Nord auf. Dort belegte sie 2015 Platz 7, 2016 Platz 5 und 2017 Platz 2.

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