Leichtfüßig geht er die Wände hoch

31.01.19 – Höher, schneller, weiter. Manchmal sieht es fast so aus, als könnten sie die Schwerkraft überwinden. Einige Parkourläufer des VfL Stade können schon richtig beeindrucken – von waghalsigen Sprüngen bis Salto. Das Ziel ist dabei immer das selbe: Über das Hindernis kommen.


Der 17-jährige Sharam Azami zeigt den sogenannten Wallflip.

Shahram Azami steht vor der ockerfarbenen Ziegelwand in der VfL-Sporthalle in Ottenbeck. Die blaue Matte mit der Filzseite unter seinen Füßen schiebt er beiseite. „Zu weich“, erklärt der 17-Jährige. Dann nimmt er Anlauf. Mit ordentlich Schwung sprintet er auf die Wand zu und springt etwa einen Meter vor der Wand mit seinem linken Bein ab. Mit dem rechten Fuß, möglichst hoch am Gemäuer platziert, drückt er sich wieder ein wenig von der Wand ab. Durch das Nachziehen des Sprungbeines gelingt ihm beinahe mühelos einen Überschlag. Der sehenswerte Trick heißt Wallflip.

Applaus und bewunderndes Raunen von den jüngeren Parkourläufern, die Azami beobachtet haben. Seit einem halben Jahr ist Azami beim VfL Stade im Parkour aktiv. Davor betätigte er sich schon ein Jahr in Haddorf beim Parkour, allerdings nicht in einem Verein. „Mir gefällt das Risiko“, sagt er. So geht es vielen, die zum Parkour gehen.

Die eigenen Grenzen einschätzen

Für VfL-Trainer Hendrik Lukas geht es beim Parkour vor allem darum, den eigenen Weg durch die Hindernisse nach den eigenen Möglichkeiten zu beschreiten. „Und wenn du kannst, möglichst stylisch“, sagt Lukas. „Es gibt keine Bewegungsvorschriften, Hauptsache du kommst rüber.“ Einzig der Bewegungsfluss spiele dabei noch eine größere Rolle. Es sei allerdings wichtig, dass der Parkourläufer seine eigenen Grenzen gut einschätzen kann. Denn Parkour lebe auch von Eigenverantwortung und einer Portion Kreativität. Deshalb greift Lukas wenig ins Training ein. Er sieht sich in der Rolle des Beraters, nicht des Schleifers. Die Hindernisse, die Lukas für seine Schützlinge aufbaut, sind dabei immer unterschiedlich. Er zieht die Reckstangen aus dem Boden und baut aus drei Kästen ein immer höher werdendes Hindernis.

Am Ende liegt eine Weichbodenmatte, darunter ein paar Kästen für die nötige Höhe. Oben drauf liegt eine festere Matte. Den Aufbau mag Lukas wegen seiner Vielseitigkeit. „Damit könntest du dich quasi den ganzen Tag beschäftigen.“ Die Parkourläufer können nun beispielsweise von Kasten zu Kasten springen oder dazwischen landen, um die Kästen einzeln zu überspringen.

Calvin Leifried entscheidet sich für Ersteres. Der 13-Jährige fällt mit seinem dunklen Outfit, aber pinkfarbenen Schuhen, schnell auf. Er nimmt Anlauf und sprintet in großen Schritten auf das Hindernis zu. Mit je einem großen Satz tritt Leifried auf den ersten kleinen Kasten und fliegt dann förmlich weiter über die weiteren bis er auf der Weichbodenmatte angekommen ist. Dann dreht er sich um und macht mit einem Rückwärtssalto einen spektakulären Abgang. „Ich habe Spaß daran, andere Sachen auszuprobieren“, sagt Leifried, „und mich hat der Rückwärtssalto fasziniert.“ Seit circa einem Jahr ist er beim Parkour dabei.

Die Bewegungsabläufe des Parkours kommen aus dem Turnen. Obwohl die Parkourläufer in ihren Bewegungen deutlich freier sind. „Es ist kein Rumtoben, obwohl es erstmal einfach aussieht“, sagt Lukas. In seinen Augen ist der Parcours-Boom, der vor ein paar Jahren Deutschland erreichte, immer noch in vollem Gange. Beim VfL Stade hat die Parkoursparte inzwischen drei Trainingsgruppen – zu Hochzeiten fast 80 Sportler. Als Lukas vor rund drei Jahren zum VfL Stade kam, war eine seiner ersten Amtshandlungen, Parkour einzuführen. „Es ist Sport, wie ihn die alten Griechen erdacht haben“, sagt der VfL-Coach, „Zweckfrei, zur eigenen Erbauung.“

Zu Beginn der Trainingsstunde haben sich die 20 Parkourläufer gemeinsam warm gemacht, sind ein paar Runden gelaufen und dehnten sich. Anschließend nimmt Lukas die zwei Neulinge kurz beiseite. Jasper Hilck und Noah Weingarten wollen sich im Parkour probieren. Er stellt sie an eine Linie auf dem Hallenboden und zeigt nach vorne auf eine weitere, circa 80 cm entfernt. „Die grüne Linie da vorne ist ein Treppengeländer“, versucht Lukas zu visualisieren. Bei den ersten Versuchen sieht die punktgenaue Landung auf der Linie noch etwas wackelig aus. „Die Arme und Beine im Sprung hochreißen“, gibt er noch als Tipp für eine bessere Landung. Kaum haben sie die Sprünge einigermaßen gemeistert, verschwinden sie ans Reck und versuchen sich über ein Hindernis zu schwingen. Ihr Fazit? „Ich denke, wir kommen auf jeden Fall wieder“, sagt Weingarten, „es macht Spaß.“

INFO: Was genau ist eigentlich Parkour?

Parkour hat seine Wurzeln in Frankreich. Ausgehend von der Trainingsmethode „Méthode naturelle“ durch Georges Hérbert wurde es hauptsächlich von Raymond und dessen Sohn David Belle in den späten 1980ern geprägt. Es beschreibt das Ziel, nur mit den eigenen, körperlichen Mitteln von A nach B zu kommen und das möglichst flüssig. Es gibt es im Parkour eigentlich keine Vorgaben zur Bewegungsausführung, Kreativität ist besonders wichtig. Jeder Parkourläufer, aus dem Französischen auch Traceur genannt, muss einzig und alleine seine eigenen Grenzen einschätzen.

Während Parkour seinen Ursprung in den urbanen Straßen hat, findet er auch zunehmend Einzug in die Sportvereine des Landes. Wettkämpfe gibt es im Parkour nicht. Das könnte sich bald ändern. Einige internationale Turnverbände, darunter der Deutsche Turner Bund, denken über eine offizielle Eingliederung von Parkour nach. Die Entwicklung wird in der Parkourszene kritisch gesehen. Die Trendsportarten BMX-Freestyle und Skateboarden wurden in diesem Jahr bereits ins Olympische Programm aufgenommen.

Quelle: Stader Tageblatt
Fotos: Daniel Berlin

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